Unsere Kühe
Weithin sichtbar sind unsere schwarz-bunten Milchrinder. Es sind rund 600 Tiere der Rasse “Holstein Schwarzbunt”, davon etwa 200 ausgewachsene Milchkühe. Fast täglich wird ein Kälbchen geboren, das die ersten Lebenstage bei der Mutter bleibt. Die Rinder entwickeln ein natürliches Herdenverhalten. Sie sind grundsätzlich nicht aggressiv und behalten ihre Hörner, einen für die Rangordnung unverzichtbaren Körperteil. Die Rinder in Brodowin werden nicht künstlich besamt, für diese Aufgabe haben wir Deckbullen, die in der Herde leben.
Auch im Stall haben unsere Kühe freien Auslauf und wählen ihren Platznachbarn mit Bedacht. Geräumige, mit viel Stroh ausgelegte Ställe gewährleisten, dass sich die Tiere auch bei kaltem und nassen Wetter wohl fühlen. Dass es unseren Tieren gut geht, ist an ihrer Milchleistung sichtbar: Jede Milchkuh gibt über 7.500 Liter Milch im Jahr! Diese Milch gelangt ohne lange Transportwege in unsere Meierei, wo sie noch am selben Tag z.B. zu frischer Trinkmilch verarbeitet wird.
Kälberhaltung
Immer öfter erreichen uns Fragen von Kundinnen und Kunden, ob wir in Brodowin muttergebundene Kälberhaltung betreiben. Deswegen möchten wir dazu auch hier ganz klare Antworten geben:
Die muttergebundene Kälberaufzucht ist eine Idee aus der Fleischrassenhaltung. Bei dieser Haltung werden die Kühe nicht gemolken und der Landwirt ist nicht wirtschaftlich von der Milchmenge der Mutterkühe abhängig, daher ist es auch nicht bedeutsam, ob das Kalb die Milch trinkt. Die Tiere können in diesem Zusammenhang meist auch ganzjährig auf der Weide stehen, da kein Melkstand in der Nähe sein muss.
In einem Milchviehbetrieb sieht die Sache anders aus. Die Mutterkühe müssen täglich gemolken werden, teilweise sogar zweimal. Dabei müssten die Kälber dann entweder mitlaufen oder immer wieder getrennt werden. Für uns mit über 200 Tieren eine kaum zu bewältigende Aufgabe. Es gibt Höfe mit 30-40 Tieren oder kleine familiengeführte Höfe, die dies schaffen; teilweise wird dort auch mit Ammen gearbeitet. Doch bei uns wären große bauliche und auch personelle Veränderungen notwendig.
Es bestehen noch weitere Schwierigkeiten. Beispielsweise kennen Kälber kein Sättigungsgefühl – das ist bei Fleischrassen auch nicht notwendig, da die Mütter wenig Milch geben. Bei Kühen mit Leistungen von über 25 Liter ist das unkontrollierte Trinken problematisch. Die Kälber müssten beaufsichtigt werden und würden dann doch wieder getrennt. Auch dieses Modell gibt es – die Mütter sehen ihre Kälber drei Monate lang nur zum Trinken.
Dann gibt es noch den Aspekt der Gesundheit. Kälber stecken sich in den ersten 7-14 Tagen leicht gegenseitig an und können an einer Lungenentzündung oder an Durchfall erkranken – lebensbedrohliche Infektionen, die wir unbedingt vermeiden möchten.
Die Tiere bleiben maximal 7 Tage bei der Mutter. Manche länger, manche kürzer – das hängt u.a. damit zusammen, wie viele Tiere gleichzeitig kalben und ob der Platz gebraucht wird.
Auf jeden Fall bekommt jedes Kalb die Biestmilch vom Muttertier, in der wertvolle Nährstoffe enthalten sind, die beim Aufbau des Immunsystems helfen. Dann beziehen die Kälber sog. Kälberiglus. Gereinigt und auf Stroh werden diese aufgestellt, die Kälber sind dann durchgehend an der frischen Luft und werden weiterhin mit Milch gefüttert. Ab der 3 Lebenswoche werden die Kälber dann in größeren Iglus in Gruppen gehalten, wo sie sich gut sozialisieren – für einen Hof mit horntragenden Tieren unverzichtbar.
Wir müssen deutlich sagen, dass wir uns aktuell nicht dazu in der Lage sehen, ein solches Experiment wie die muttergebundene Kälberaufzucht durchzuführen. Doch das liegt nicht an Unwillen oder Ignoranz.
Wir versuchen dort wo es geht, Dinge zu verbessern. Wir haben uns für Demeter als strengste Bio-Vorschrift entschieden. Wir betreiben 15 Naturschutzprojekte neben unserer landwirtschaftlichen Arbeit. Wir ziehen unsere Ziegenlämmer mit auf, statt sie der Einfachheit halber direkt zu verkaufen. Und wir halten Bruderhähne um unserer Verantwortung bei der Legehennenhaltung nachzukommen. Letzteres tun wir seit 2014 und sind leider noch immer in keinem wirtschafrtlich renatblen Bereich angelangt, da sich die Kosten nicht allein über erhöhte Eipreise decken lassen. In Anbetracht unserer Verantwortung für über 140 Mitarbeiter müssen auch wir unsere wirtschaftliche und soziale Verantwortung ernst nehmen und können nicht einfach „rumprobieren“.
Männliche Kälber müssen wir aufgrund der sehr hohen Aufzuchtkosten derzeit leider noch an andere Kälbermastbetriebe verkaufen. Doch auch hier suchen wir bereits nach einer Lösung und haben mit ausgesuchten Einzelhändlern Kooperationen geschlossen. Männliche Kälber werden dann von und bei uns auf Kosten des jeweiligen Marktes mit aufgezogen und im Rahmen von Aktionen später exklusiv als Brodowiner Kalbfleisch verkauft. Wir hoffen, auf diesem Wege einen größeren Kundenkreis erschließen zu können, um in Zukunft immer weniger Kälber in fremde Hände verkaufen zu müssen.
Wir geben allen Besuchern und Besucherinnen des Hofes gerne jederzeit die Möglichkeit, uns bei der Arbeit über die Schultern zu schauen und Landwirtschaft selbst zu erfahren. Denn wir sind davon überzeugt, dass es unseren Kühen und Kälbern auch ohne die muttergebundene Aufzucht sehr gut geht.
Als Demonstrationsbetrieb für Ökologische Landwirtschaft nehmen wir unseren Bildungsauftrag sehr ernst und öffnen unsere Tore für alle die interessiert sind.
Bei weiteren Fragen können Sie sich gerne melden: info@brodowin.de