dass die Ernte in diesem Jahr erst einmal ganz normal beginnen konnte, war ein großes Glück für mich und den gesamten Betrieb! Denn viele aktuelle Ereignisse rufen mir regelmäßig ins Gedächtnis, dass wir in einer Zeit intensiver Veränderungen leben; dass die Auswirkungen des Klimawandels sowie der Globalisierung immer präsenter werden.

Mit großem Mitgefühl schaue ich in die Gebiete Deutschlands, die von Flutkatastrophen betroffen sind. Auch bei uns kam es in diesem Jahr vermehrt zu Dauerregen, der einen Teil des Getreides niederlegte und rund 2 Hektar Kartoffeln verderben ließ – doch im Großen und Ganzen hielten sich die Niederschläge in Grenzen und waren somit für unsere Landwirtschaft erfreulich. Dafür bin ich sehr dankbar.
Aktuell sind wir mitten in der Ernte; neben Gurken und Tomaten aus dem Gewächshaus kommen derzeit auch frische Rote Bete, Bundmöhren, Porree, Kartoffeln und Blattsalate aus Brodowin. Auf den Getreidefeldern ernten wir aktuell Gerste, Hafer, Roggen und Weizen.

Doch hier stehen wir nun vor großen Herausforderungen und vor einem temporären
Stopp der gesamten Ernte, denn nachdem vor einigen Wochen bereits Fälle der Afrikanischen Schweinepest (ASP) auf polnischer Seite der Oder registriert wurden, stieß man nun auch in Oderberg auf von der Seuche befallene Tiere. Das Virus der ASP befällt nur Schweine (Wild- und Hausschweine), die Krankheit verläuft in beinahe allen Fällen tödlich, sodass die Seuche eine große Gefahr für Schweineanlagen darstellt. ASP ist nicht auf den Menschen übertragbar – weder durch den Verzehr von Schweinefleisch noch über direkten Tierkontakt. Andere Haus- und Wildtiere sind ebenfalls nicht empfänglich für die ASP. Wird bei einem Wildschwein die Infektion vermutet oder festgestellt, wird das Gebiet von 10 bis 15 km rund um den Fundort zum gefährdeten Bezirk. Dort wird dann unter anderem die landwirtschaftliche Nutzung von Flächen beschränkt oder sogar komplett verboten. Der Landwirt darf das gesperrte Feld weder bearbeiten noch abernten.

An Maßnahmen zur Eindämmung haben wir uns bereits vor Monaten beteiligt, indem wir der Errichtung eines Schutzzaunes quer durch unsere Flächen zustimmten. An genau solch einem Zaun fand sich nun ein verendetes Wildschwein, wodurch alle Flächen der ehemaligen Oderberg eG für Ernteaktivitäten umgehend gesperrt wurden, um Tiere nicht aufzuscheuchen und eine Verbreitung der Erreger zu verhindern. In dieser Woche wird wohl eine Sperre für alle Flächen in Brodowin folgen – ein herber Schlag mitten in der Hochzeit unserer Ernte.

Alle betroffenen Landwirte der Region hoffen nun darauf, dass keine weiteren Funde diese Sperre verlängern, die auch mehrere Monate andauern und dann zu einem kompletten Ausfall der Ernte führen kann.

Bis dahin bin ich dankbar für jeden Tag, an dem unsere Mähdrescher das Korn von den Ähren schlagen können und die KollegInnen vom Gemüsebau schon bei Sonnenaufgang das tagesaktuell bestellte Gemüse von den Feldern holen.
Die Aufgabe, uns als Demeter-Hof mit aktivem Naturschutz weiterhin für Bio-Landwirtschaft und regional erzeugte Lebensmittel stark zu machen und somit unseren Beitrag für eine lebenswerte Zukunft zu leisten, ist so aktuell wie nie!