Newsletter 02/2025
Veränderungen im Kuhstall
Liebe Freunde des Ökodorfes Brodowin,
heute ist ein besonderer Tag, weil er Traurigkeit, Notwendigkeit, konsequentes Handeln, aber eben auch Zuversicht miteinander verbindet. Das ist erst einmal schwer nachzuvollziehen, aber ich will versuchen, es Ihnen zu erklären.
Seit Jahren bewegt uns die Frage: weiter melken oder nicht? Noch vor einem Jahr habe ich Sie mit in unsere Überlegungen einbezogen, möglicherweise auf automatisierte Melksysteme umzustellen. Jetzt ist der Punkt erreicht, an dem wir eine vorläufige Entscheidung treffen mussten. Die Milchkuhhaltung in Brodowin hat es nie leicht gehabt. Wir haben artgerechte Tierhaltung, „zufriedene“ horntragende Kühe, Weidehaltung, großflächige Stallhaltung und Naturschutz zusammengebracht. Doch am Ende haben wir es trotz einer eigenen Molkerei nicht geschafft, wirtschaftlich Milch zu produzieren.
Die zunehmende Trockenheit der letzten Jahre, die wir alle erlebt haben, hat es immer schwerer gemacht, unsere Rinder mit genügend Futter zu sättigen. Als Reaktion auf die geringen Niederschlagsmengen, haben wir von Jahr zu Jahr unsere Futteranbaufläche erweitert. Verglichen mit Regionen im Westen und Süden Deutschlands, benötigen unsere sandigen Böden das Drei- bis Vierfache an Fläche, um eine Kuh durch das Jahr zu bringen. Diese Faktoren erschweren die Milchviehhaltung massiv und machten es uns nicht möglich, Modernisierungen unserer Stallanlage umzusetzen.
Seit es die LPG in Brodowin gab, gibt es Milchkühe an diesem Standort. Nun haben wir uns schweren Herzens entschieden, die Milchviehhaltung einzustellen.
Deshalb ist heute zwar ein trauriger Tag, aber auch ein Tag voller Zuversicht. Wir haben uns heute von unseren Milchkühen verabschiedet, die auf anderen Biobetrieben ein neues Zuhause finden. Doch wir werden als Ökodorf Brodowin auch den Blick nach vorne richten. Denn dieser Abschied bedeutet nicht das Ende unserer Milchprodukte! Wir betreiben unsere Molkerei weiter – mit Milch unserer langjährigen Partner Michael Langanke, Agrargenossenschaft Spreetal e.G. und Fred Pörschke, die nach denselben strengen Demeter-Richtlinien erzeugt wird. Darüber hinaus werden wir mit anderen Biomolkereien in Brandenburg partnerschaftlich kooperieren, um unsere Milchprodukte wie gewohnt anbieten zu können.
Die klare Botschaft ist also: „Unsere Molkerei bleibt, und wir werden weiterhin hochwertige Demeter-Milch für Sie verarbeiten.“
Weil wir Rinder lieben und sie für uns zu einem natürlichen landwirtschaftlichen Kreislauf dazugehören, werden wir in den kommenden Monaten eine Mutterkuhherde der Rasse Deutsche Angus aufbauen. Diese Rasse ist sehr genügsam und kann das ihnen zur Verfügung stehende Futter viel besser verwerten, als unsere Milchkühe. Der stattliche schwarze Angus-Bulle namens „Pablo“ grast bereits auf der Brodowiner Weide und weitere Tiere werden demnächst zugekauft. Darüber berichte ich Ihnen dann beim nächsten Mal.
Ein so großer Schritt betrifft natürlich auch die Kolleginnen und Kollegen des Kuhstalles. Allen Mitarbeitenden konnte ein anderer Arbeitsplatz angeboten werden. Zwei Mitarbeitende wechseln in den Gemüsebau, zwei kümmern sich um die neuen Mutterkühe und arbeiten auch im Ackerbau mit.
Ich möchte Sie bitten, diesen Weg mit uns gemeinsam zu gehen. Ihre Unterstützung hat uns über mehrere Jahrzehnte getragen und nun wagen wir gemeinsam den nächsten Schritt. Indem Sie weiterhin unsere Produkte kaufen, unterstützen Sie nicht nur uns, sondern auch nachhaltige Landwirtschaft in Brandenburg direkt vor den Toren Berlins.
Ihr Ludolf von Maltzan