noch vor einem Monat berichtete ich an dieser Stelle über Alltägliches. Die Herausforderungen der Landwirtschaft in Zeiten der Trockenheit, die geplante Eröffnung unserer neuen Gastronomie „Randwirtschaft“ im März. All diese Themen sind in den letzten Wochen Schritt für Schritt in den Hintergrund gedrängt worden.
 
Was uns alle sowohl privat als auch beruflich beschäftigt, ist der Umgang mit der derzeitigen Krise. Jeder einzelne von uns ist betroffen von den Beschränkungen des normalen Alltags im Beruf und im privaten Leben. Auch unser Betrieb ist in allen Bereichen in irgendeiner Form betroffen: Unser Klostercafé im Kloster Chorin musste ganz schließen, das Restaurant „Randwirtschaft“ im Theater am Rand konnte erst gar nicht eröffnet werden. Die Gastronomie des Hofladens musste ebenfalls schließen, geöffnet bleibt jedoch der Hofladen selbst. Alle Cateringaufträge für Hochzeiten, Feste, Geburtstage und sonstige Veranstaltungen mussten storniert werden.
 
In dieser Krise zeigt sich jedoch, wie wertvoll die Vielseitigkeit unseres Hofes ist. Für die von der Corona-bedingten Schließung betroffenen Kolleginnen und Kollegen mussten wir nämlich glücklicherweise bisher keine Kurzarbeit anmelden, die für die jeweiligen MitarbeiterInnen ja auch mit großen Einschränkungen verbunden sind.
 
Die Nachfrage nach unserem Lieferservice hat sich nämlich so vergrößert, dass nun ein Großteil der KollegInnen aus Klostercafé und Küche des Hofladens mit anpackt beim Packen der Kisten, in der Küche oder bei der Logistik des Lieferservices. Denn dort wird jetzt jede helfende Hand gebraucht. Beim Packen kann nun in zwei Schichten gearbeitet werden, so dass wir hoffentlich bald in der Lage sein werden, auch wieder Neukunden aufzunehmen. Auch der Koch der neuen Gastronomie vom „Theater am Rand“ in Oderaue arbeitet derzeit als Teil des Eberswalder Teams – ein echter Glücksfall, denn die Nachfrage nach Fertiggerichten wie Suppen, Brühen oder Eintöpfen ist ebenfalls deutlich gestiegen.
 
Mittlerweile haben sich die Kundenbetreuer, die Kommissionierer und die Auslieferungsfahrer auf die gestiegenen Kundenzahlen eingestellt. Aushilfen wurden eingearbeitet und Dienstpläne umgeschrieben. Notwendige Regulierungen, wie die Begrenzung der Bestellmengen mancher Artikel, sind dabei eine große Hilfe.
 
Neukunden konnten vorerst nicht mehr in den Kundenkreis aufgenommen werden. Und auch Kundinnen und Kunden, die seit längerem nicht mehr bestellt haben und deren Kundenkonten deswegen deaktiviert wurden, können nur Schritt für Schritt wieder für Bestellungen freigeschaltet werden. Mir ist bewusst, dass gerade diese Maßnahme bei vielen langjährigen Kundinnen und Kunden für Enttäuschung gesorgt hat und ich möchte mich in aller Form dafür entschuldigen, dass wir in dieser Situation keine andere Lösung als diese finden konnten.
Wir tun unser Möglichstes, Arbeitsabläufe zu optimieren und personell zu verstärken und ich bin optimistisch, dass wir in den kommenden Wochen beide Begrenzungen zumindest teilweise aufheben können. Die ersten Infomails zur Wiederaufnahme von Kunden konnten bereits verschickt werden. Bei Fragen ist unser Kundenservice telefonisch und per Mail erreichbar: 03334-8181300 / info@brodowin.de
 
In anderen Bereichen können wir an den bewährten Abläufen des Alltags festhalten. Denn unsere Tiere brauchen weiterhin Futter und die Saat muss in die Erde. In unserem Kundenbrief informieren wir seit einigen Wochen nicht mehr über aktuelle Angebote, sondern über die sich verändernden Angebote und geben Auskunft über Zusammenhänge, die im laufenden Betrieb zu Neuerungen führen können, die auch unsere Kundschaft betreffen.
 
Erstmals seit fast 30 Jahren wird es in diesem Jahr kein Hoffest im Frühsommer geben und es steht noch in den Sternen, ob ein Ersatztermin im Herbst zu realisieren ist.
 
Ich möchte es aber nicht versäumen, den Blick auch auf Bereiche lenken, die vielleicht vergessen werden in dieser hektischen Zeit. Denn die vielen Liter Milch und die zahlreichen Laibe Käse, die wir Ihnen liefern oder die Sie im Supermarkt kaufen können, müssen weiterhin hergestellt werden. Auch wenn die Nachfrage von Kindergärten, Küchen und Cafés aktuell unterbrochen ist, so ist die der Bio-Läden und Supermärkte angestiegen. Die Mahlzeiten finden wieder zu Hause in den Familien statt, es wird mehr eingekauft.
 
Bei unseren Hühnern gibt es besonders erfreuliche Neuigkeiten. Hier steht seit Mitte März ein nagelneues Hühnermobil für 1.200 Legehennen. Um die Haltung der Tiere artgerecht umzusetzen und auch die Standortwechsel der Wagen einfacher zu gestalten, wurden acht feste Dockstationen installiert und die Ausläufe mit Pappelruten in 16 Pflanzinseln bepflanzt. Durch die Pappeln ist zum einen der Schutz vor Greifvögeln gewährleistet, zum anderen spenden die Pflanzen im Sommer wertvollen Schatten und bieten Abwechslung auf dem weitläufigen Auslauf. Auch den weiteren Ausbau der Haltung von Bruderhähnen haben wir fest im Blick.
 
Mein besonderer Dank gilt allen MitarbeiterInnen in unserem Betrieb. Das gesamte Team leistet Großartiges in diesen Tagen!
 
Ich wünsche Ihnen für die kommenden Wochen viel Kraft, die Kontaktsperre und weitere Einschränkungen Ihres Lebens gut zu meistern. Feiern Sie trotz allem ein frohes Osterfest und bleiben Sie gesund!
 
Ihr Ludolf von Maltzan